Mitarbeiter müssen unbezahlte Überstunden im Akkord leisten, Trinkgelder werden flächendeckend
vorenthalten, es wird schwarzgearbeitet, was das Zeug hält. Und zur Krönung des Ganzen wird dann noch die Flexibilisierung der Arbeitszeit als Schreckensgespenst an die Wand gemalt. Die NGG (Gewerkschaft, Nahrung, Genuss, Gaststätten) warnt vor einem „Durchlöchern des Arbeitszeitgesetzes“ und fürchtet um die weiter sinkende Attraktivität der Branche für Arbeitnehmer.
Vielleicht ist die NGG ja in einem anderen Land unterwegs. Unbestritten steht die Branche zwischen Rhein und Weser genauso wie in anderen Teilen der Republik vor großen Herausforderungen. Die Themen Arbeitskräftemangel, Nachfolge oder Digitalisierung spielen in Gastronomie und Hotellerie eine große Rolle. Nichtsdestoweniger gehört das Gastgewerbe weiterhin zu den attraktiven
Arbeitgebern. Zwischen 2008 und 2018 ist die Zahl aller Beschäftigten von rund 300 auf 400.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestiegen.
Regeln immer wieder auf den Prüfstand
Darauf haben wir in unseren Stellungnahmen zu den NGG-Warnungen regelmäßig hingewiesen,
genauso wie auf die Tatsache, dass wir natürlich für einen fairen Umgang mit Mitarbeitern einstehen. Bestehende Regeln müssen von allen eingehalten werden, schon allein wegen eines fairen Wettbewerbs innerhalb der Branche. Allerdings muss die Frage erlaubt sein, ob bestehende Regelungen nicht regelmäßig auf den Prüfstand gehören, wenn der Abgleich zwischen Gesetz und Realität ergibt, dass das nicht mehr zueinander passt.Wenn Gastronomen immer wieder zwischen Gast oder Gesetz entscheiden müssen, weil die Tageshöchstarbeitszeit gerade erreicht ist, aber die Gesellschaft noch feiern möchte oder der eingeplante Mitarbeiter plötzlich krank ist, dann stimmt was nicht. Gleiches gilt für die Anpassung der Minijob-Grenze von 450 Euro. Wer gegen die Erhöhung und Kopplung an die allgemeine Lohnentwicklung wettert, der versagt vielen Aushilfen die „Mehr-Euros“, die diese gerne dazuverdienen möchten.
Attraktiver durch flexible Arbeitszeiten...
Ich glaube, dass wir durch flexiblere Arbeitszeiten nicht nur dienstleitungsfähig bleiben,
sondern unsere Attraktivität in dem einen oder anderen Fall sogar noch erhöhen können,
weil es nicht um Mehrarbeit geht, sondern lediglich um eine andere Verteilung der anfallenden Aufgaben. Und wäre es nicht vielleicht attraktiver für Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter, in einer Branche zu arbeiten, in der man an vier Tagen eine Woche „voll“ machen kann? Ich glaube, die NGG vergisst etwas: Auf einem Arbeitsmarkt mit vielen offenen Stellen, geht es nur miteinander
nicht gegeneinander.
...und nicht durch Panikmache
Im Übrigen, liebe NGG, wer überwiegend damit beschäftigt ist, Ängste und Panik zu schüren, macht sich und die Branche auf keinen Fall attraktiver.