2023: Kosten setzen Gastgewerbe weiter zu – 2024: Massive Unsicherheit wegen Steuererhöhung

Preisentwicklung, Mehrwertsteuer, NRW, Pressemitteilungen

Beschwerung statt Bescherung: Das Gastgewerbe in NRW erwartet ein herausforderndes Jahr, wobei die Mehrwertsteuererhöhung auf Speisen, die Kostenentwicklung und der Arbeits- und Fachkräftemangel im Fokus bleiben.

Die Mehrwertsteuererhöhung auf Speisen zum Jahresanfang 2024 und die steigenden Kosten bei Lebensmitteln, Personal und Energie sind die größten Herausforderungen für die Gastgeber-Branche am Jahresübergang. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten DEHOGA-Umfrage, an der sich aus NRW 1051 Unternehmer aus dem Gastgewerbe beteiligten. Vier Fünftel (80,6%) sehen die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen als größte Herausforderung an, es folgen steigende Kosten bei Lebensmitteln (79,3%), Personal (78,9%) und Energie (74,4%). Die Kostenprobleme überlagern auch das Problem zunehmender Bürokratie (69,6%) und den akuten Mitarbeitermangel (60,9%). „Die Mehrwertsteuererhöhung wird die anhaltende Kostendynamik verschärfen. Der reduzierte Mehrwertsteuersatz hat geholfen, die Kostensteigerungen zu dämpfen. Ab kommendem Jahr wird es diesen Ausgleich nicht mehr geben. Viele Gastronomen, Kantinenbetreiber, Caterer und Kita- und Schulverpfleger werden die Steuererhöhung deshalb umlegen müssen“, ist sich Patrick Rothkopf, Präsident des DEHOGA Nordrhein-Westfalen, sicher. Nach Einschätzung der Branche bedeuten Steuererhöhung und die weitere Kostendynamik eine Preisanpassung von durchschnittlich 14,3 Prozent für das neue Jahr. Neben dem zusätzlichen Kostendruck ab 1.1.24 prangert Rothkopf die dann wieder ungerechte, weil unterschiedliche Mehrwertbesteuerung auf Essen an: „Steuerfairness bedeutet, Essen einheitlich mit 7% zu besteuern. Mir kann keiner nachvollziehbar erklären, dass nur noch das Essen im Restaurant, in der Mensa, vom Kita- und Schulverpfleger mit 19% besteuert wird, während für das verpackte Essen zur Mitnahme, To-Go oder Drive-In, die Essenslieferung sowie für den Fertigsalat aus dem Supermarkt weiterhin 7% gelten!“

Wie schwer die Kostensituation das Gastgewerbe belastet, zeigen die letzten veröffentlichen Zahlen von IT NRW, nach denen auch im Oktober die realen Umsätze 19,3 Prozent unter denen des vergleichbaren Monats 2019 blieben. In diesem Jahr gab es damit bis jetzt nur einen Monat, in dem die realen Umsatzrückgänge einstellig waren – im Mai, -7,7 Prozent. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das Gastgewerbe in NRW damit wieder zweistellig unter den realen Umsatzzahlen des Vor-Corona-Jahres 2019 liegen. „Gut besuchte Restaurants bei mehr Ruhetagen und kürzeren Öffnungszeiten sowie Übernachtungsrekorde können nicht darüber hinwegtäuschen, dass wegen der hohen Inflation, besonders in für das Gastgewerbe relevanten Bereichen, in den Kassen am Ende weniger übriggeblieben sein wird als noch 2019“, beschreibt Rothkopf die Situation in vielen Betrieben.

Rothkopf blickt mit Sorge auf das neue Jahr. „Wir werden bis zum 31.12. nicht über dem Berg sein und die Steuererhöhung wirft uns noch einmal zurück. Der Weg wird länger und steiler als erhofft.“ Diese Einschätzung deckt sich auch mit den Ergebnissen der Umfrage. Danach gehen 58,8 Prozent davon aus, dass sie die Erhöhung wirtschaftlich hart treffen wird, 12,9 Prozent glauben, dass es sie an den Rand des Ruins treiben wird, jeder 20. Betrieb geht sogar von einer Schließung mangels Perspektive aus.

Einen Lichtblick meldet das nordrhein-westfälische Gastgewerbe in Sachen Beschäftigung. Nach den letzten Zahlen der Arbeitsagentur hat die Branche mit über 400.000 Beschäftigten zumindest wieder das Niveau von 2019 erreicht und seit dem Frühjahr 2021, dem Corona-Tiefpunkt, mehr als 80.000 Menschen neu beschäftigen können. Daneben lagen nach einer bundesweiten DEHOGA-Auswertung die Ausbildungsneuabschlüsse Ende September 1,8 Prozent über denen von 2019. „Wir sind eine attraktive Branche als Arbeitgeber und Ausbilder, aber wir brauchen mehr Arbeitskräfte und merken in den Betrieben, dass uns während der Pandemie viel Know-how verloren gegangen ist und weniger ausgebildet wurde. Das müssen wir Schritt für Schritt in einem herausfordernden Umfeld wieder aufholen. Der Arbeits- und Fachkräftemangel wird uns also perspektivisch noch lange beschäftigen“, so Rothkopf abschließend.

 

An der bundesweiten DEHOGA-Umfrage zur aktuellen Situation im Gastgewerbe nahmen vom 1. bis 6. Dezember 2023 insgesamt 3.746 gastgewerbliche Betriebe aus ganz Deutschland teil, 1051 aus NRW.

Ansprechpartner: Thorsten Hellwig, Pressesprecher