Erwartbar steht die Gastronomie zwischen Rhein und Weser vor großen Herausforderungen. Daran konnten auch die seit einem Monat geltenden Lockerungen wenig ändern, die zum 15. Juni weiter gelockert wurden. Rund 88 Prozent haben seit dem 11. Mai, dem ersten Tag der Lockerungen, nicht wirtschaftlich arbeiten können. Die Corona-Beschränkungen mit Mindestabständen, erhöhte Kosten durch erhöhte Hygiene-Anforderungen, verunsicherte Gäste in wirtschaftlich schwierigen Zeiten stellen die Branche weiterhin vor extreme Herausforderungen. „Uns war klar, dass die Phase nach dem Lockdown ähnlich katastrophal werden würden wie der Lockdown selbst. Das ist auch der Grund, warum wir bei unserer Kernforderung nach weiterer finanzieller Unterstützung durch den Staat bleiben. Ohne direkte staatliche Hilfen werden diese Krise Tausende von Betrieben, allein in Nordrhein-Westfalen, nicht überleben“, unterstreicht Bernd Niemeier, Präsident des DEHOGA Nordrhein-Westfalen.
Der Anteil der Gastronomen*innen, die seit Beginn der Lockerungen maximal die Hälfte der „normalen“ Umsätze im Vergleich zum Vorjahr erwirtschaften konnten, lag bei knapp zwei Dritteln. Die Umsatzeinbußen seit 1. März (der Lockdown begann in der Mitte des Monats März) haben sich im Durchschnitt auf 72 Prozent aufaddiert. „Viele dieser Umsatzverluste der vergangenen Monate werden nicht nachgeholt werden können. Wer im Mai kein Schnitzel gegessen hat, wird jetzt nicht zwei essen. Wer eine Übernachtung storniert hat, schläft deswegen beim nächsten Mal nicht zweimal“, weist Niemeier auf die besondere Problematik der Branche hin.
Aber auch die Aussichten und die weiteren Lockerungen – seit dem 15. Juni können wieder in der Gastronomie gekegelt, Hochzeiten und andere Feste mit bis zu 50 Personen durchgeführt und Wellnessbereiche eröffnet werden. Zudem dürfen Bars ihre Pforten wieder öffnen – geben nur bedingt Anlass zu unbedingtem Optimismus. Auf das ganze Jahr betrachtet erwartet die Branche Umsatzrückgänge im Vergleich zu 2019 um 53 Prozent. „Mich wundert diese Einschätzung nicht. Die ersten zweieinhalb Monate verliefen normal, die Lockdown-Monate blieben nahezu umsatzlos und seit den Lockerungen versuchen wir uns, einem normalen Jahr anzunähern, was aber aufgrund der Gesamtsituation scheitert“, so Niemeier.
Der DEHOGA NRW hofft auf weitere staatliche Maßnahmen z.B. in Form von direkten Hilfen für besonders betroffene Betriebe der Branche. Diese Hoffnung haben ebenfalls 34,3 Prozent der teilnehmenden Gastronomen, 42,9 Prozent hingegen fehlt das Vertrauen, dass der Staat die notwendigen Maßnahmen noch ergreift. Bei 20,7 Prozent der Befragten ist das Vertrauen in den Staat und seine Handlungsfähigkeit sogar gewachsen.