DEHOGA NRW: "Wir sind das Opfer einer verfehlten Corona-Politik"

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Der Ärger sitzt tief, ob der neuen MPK-Beschlüsse. Es setzt sich das fort, was seit Anfang der Pandemie gilt: Es gibt keine wirkliche Strategie in der Pandemiebekämpfung. Und das Gastgewerbe gehört zu den größten Opfern.

Der Unmut über die unzureichende Strategie der Pandemiebekämpfung ist auch nach den neuerlichen Bund-Länder-Beschlüssen außerordentlich groß im nordrhein-westfälischen Gastgewerbe. Jetzt entzündet er sich besonders an der angekündigten flächendeckenden Schließung von Clubs- und Diskotheken: „Clubs und Diskotheken sollen geschlossen und Beschäftigte nach Hause geschickt werden, ohne dass es belastbare Daten und Fakten über ein besonderes Infektionsrisiko gibt. Das ist unverhältnismäßig“, kritisiert Haakon Herbst, Regionalpräsident im DEHOGA Nordrhein-Westfalen und verweist zudem auf ein anderes Problem geschlossener Clubs und Diskotheken. „Im Ergebnis wird die Zahl der unkontrollierten Privatpartys nach oben schießen. Dann doch lieber kontrolliert und mit guter Belüftung bei uns als Zuhause im Keller. Der Pandemiebekämpfung ist damit jedenfalls kein Gefallen getan.“

Aber unabhängig von den jetzt getroffenen Entscheidungen von Bund und Ländern begannen die Versäumnisse aus Sicht der Branche viel früher. „Die Verunsicherung vieler Gäste wegen der pandemischen Entwicklung und die zahllosen, auch von Politikern angestoßenen „Schließungs-Diskussionen“ haben dazu geführt, dass Weihnachtsfeiern oder andere Veranstaltungen kaum mehr stattfinden, Hotelzimmer leer bleiben. Seriöse Planungen in den Betrieben sind fast nicht mehr möglich. Von 20 Reservierungen, für die man Personal eingeplant und Ware eingekauft hat, bleiben am nächsten Abend noch vier übrig, von 100 Veranstaltungen vielleicht fünf. Ich stelle mir die Frage, wo wir heute stehen könnten, wenn die Impfkampagne eher mit demselben Engagement angegangen worden wäre wie in den letzten Tagen. Wir sind das Opfer einer verfehlten Corona-Politik“, so Herbst.

Hatten sich die Umsätze Vor-Corona-Niveau in Teilen wieder angenähert, lagen sie im November im Vergleich zum November 2019 laut einer aktuellen bundesweiten DEHOGA-Umfrage, an der sich auch über 1.200 Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem nordrhein-westfälischen Gastgewerbe beteiligten, durchschnittlich 25 Prozent darunter.

„Wir werden uns auf jeden Fall die genaue Umsetzung der Beschlüsse in die nordrhein-westfälische Coronaschutzverordnung anschauen. Vor allen Dingen Veranstaltungen und private Feiern haben wir im Blick. Darüber hinaus darf auf keinen Fall von der Möglichkeit Gebrauch gemacht werden, 2G+ einzuführen, was einen „Quasi-Lockdown“ für viele Betriebe bedeuten würde“, so Herbst. Erleichterung herrsche darüber, dass zumindest ein weiterer allgemeiner Lockdown abgewendet wurde, auch wenn das verheerende Ausmaß an Stornierungen und Absagen das Jahresendgeschäft und die Einführung von 2G gerade zum Desaster macht und wirtschaftliches Arbeiten in vielen Betrieben unmöglich ist.

„Wir wollen keine staatliche Unterstützung, aber wir brauchen sie weiterhin! Und zwar angepasst an die jetzige Situation, also mehr als einen Fixkostenzuschuss. Aufgrund der bereits massiven Umsatzeinbrüche und Stornierungen in unserer Branche erwarten wir für dieses erneute Sonderopfer einen angemessen Schadensausgleich. Im Rahmen des Kurzarbeitergeldes müssen die Sozialversicherungsbeiträge weiterhin zu 100 Prozent übernommen werden. Genauso wichtig ist der Beibehalt der erhöhten Leistungssätze für Beschäftigte in Kurzarbeit. Wir sind trotz Pandemie bis hierhin gekommen. Jetzt darf uns der Staat nicht im Stich lassen.“

Ansprechpartner: Thorsten Hellwig, Pressesprecher