Die Sonne scheint, die Terrassen sind gut besucht, aber generelle Feierlaune ist im nordrhein-westfälischen Gastgewerbe auch nach Wegfall der Corona-Beschränkungen nicht in Sicht. Im Gegenteil. „Die äußeren Rahmenbedingungen mit Ukraine-Krieg, galoppierenden Preise, Personalengpässen, Umsatzverlusten und einer verbliebenen Corona-Unsicherheit bedeuten für uns, dass die Krise weiter geht und nicht absehbar ist, wann dieser Langstreckenlauf auf die Zielgerade geht“, stellt Patrick Rothkopf, Regionalpräsident des DEHOGA Nordrhein-Westfalen, nüchtern fest. „Zudem kristallisiert sich weiter eine unterschiedliche Entwicklung zwischen Freizeit- und Geschäftsreisetourismus heraus. Die private Nachfrage ist deutlich schneller angesprungen als die im Geschäftsbereich.“ Allerdings sei auch bei privaten Veranstaltungen wie Hochzeiten oder Geburtstagsfeiern nicht alles Gold. Die Buchungslage bis Oktober zeige sich deutlich schlechter als noch 2019, so Rothkopf. Die Erkenntnisse spiegeln sich in einer bundesweiten Umfrage des DEHOGA wieder, an der sich Anfang Mai auch rund 280 Gastronomen und Hoteliers aus Nordrhein-Westfalen beteiligt haben.
Danach hinkt die geschäftlich bedingte Nachfrage der privaten deutlich hinterher, auch wenn die Nachfrage nach privaten Feiern wie Hochzeiten oder Geburtstagen von 78,1 Prozent schlechter als noch 2019 bewertet wird. Insgesamt stufen 41,6 Prozent der Befragten die private Nachfrage als gut oder sehr gut ein, in Bezug auf die geschäftlich bedingte Nachfrage sind es lediglich 18,9 Prozent. Am anderen Ende der „Skala“ beschreiben 46,6 Prozent die geschäftliche Nachfrage als schlecht oder sehr schlecht (privat: 24,7%). „Das ist in NRW besonders problematisch, weil wir sehr stark vom Geschäftsreisetourismus mit Messen, Tagungen, Kongressen und Meetings leben und von großen Veranstaltungen profitieren.
Nach einem durchwachsenen Ostergeschäft (nur für rund ein Drittel liefen die Ostertage sehr gut oder gut), einem schwachen Start in das Jahr 2022 (im ersten Quartal 2022 lagen die Umsätze 25 Prozent niedriger als 2019) und absehbar steigenden Preisen für Energie und Lebensmittel wird 2022 zum Härtetest für das Gastgewerbe.