In Anbetracht des relativ konstanten Infektionsgeschehens mit immer noch hohen Inzidenzwerten und des Beschluss-Entwurfs des MPK-Vorsitzlandes geht der DEHOGA Nordrhein-Westfalen davon aus, dass der zum 30. November auslaufende Lockdown, der die Geschäfte der Branche fast vollständig zum Erliegen gebracht hat, verlängert wird. "Wir haben auf ein realistisches Öffnungsszenario für die Zeit ab dem 1. Dezember gehofft. Aber wir sehen keine Signale aus der Politik. Im Gegenteil. Wir erwarten deshalb, wie in dem Entwurf festgehalten, dass die November-Hilfen auch auf den Verlängerungszeitraum Anwendung finden. Wenn wir dieses Sonderopfer für die gesamte Gesellschaft weiterhin erbringen müssen, dann mit einem angemessenen Ausgleich", beschreibt Bernd Niemeier, Präsident des DEHOGA Nordrhein-Westfalen, die Erwartungshaltung der Unternehmer*innen im Gastgewerbe.
Gleichzeitig fordert der DEHOGA, dass die angekündigten November-Entschädigungen jetzt schnellstmöglich fließen. "Viele Unternehmer*innen stehen finanziell mit leeren Händen da. Die betrieblichen November-Kosten z.B. für Mitarbeiter und Pacht sind trotz Schließung natürlich trotzdem angefallen, Rücklagen aufgrund der Pandemie aber häufig nicht mehr vorhanden. Das bedeutet im Ergebnis: Wir brauchen die Entschädigungen. Am besten gestern", mahnt Bernd Niemeier.
Verlässliche und realistische Perspektiven für Unternehmer, Beschäftigte und Gäste gefordert
Gastronomen, Hoteliers, Caterer, Diskotheken- und Clubbetreiber erwarten zusammen mit ihren Beschäftigten vom anstehenden "Corona-Gipfel" neben kurzfristigen Ergebnissen zudem eine mittelfristige und verlässliche Perspektive. "Die uns im Länderpapier aufgezeigte Perspektive mit einer möglichen Öffnung nach dem 20. Dezember ist keine wirklich verlässliche und praktische. Wir sind abhängig von Inzidenzwerten, auch wenn wir sie seit 23 Tagen nicht mehr beeinflussen können. Bleiben die Werte hoch, bleiben wir zu. Fallen sie deutlich, dürfen wir nur unter wahrscheinlich noch größeren Einschränkungen öffnen." Der DEHOGA befürchtet zudem, dass in den nächsten Wochen die Verunsicherung der Gäste zunimmt. "Auch unsere Gäste brauchen eine "Wie geht´s-weiter-Perspektive". Die Verunsicherung der Gäste hat dazu geführt, dass bereits vor dem November-Lockdown nahezu alle bestehenden Reservierungen storniert worden sind, aber sich jeder aus verständlichen Gründen mit neuen Reservierungen zurückhält. Das ist auch für die Zeit nach dem Lockdown, wann auch immer die beginnt, zu befürchten", so Bernd Niemeier.
Keine Licht an /Licht aus-Branche
Der Hotel- und Gaststättenverband verweist zudem darauf, dass das neuerliche "Hochfahren" der Betriebe einen Vorlauf von mehreren Tagen benötige. "Wir sind keine Licht an-Licht aus-Branche, bei der man jetzt den Schalter drückt und gleich das Licht angeht. Wir brauchen den Vorlauf unter anderem für den Wareneinkauf, technische und hygienische Vorbereitungen und die Personalplanung. Der 1. Dezember wäre schon deshalb unrealistisch gewesen. Sollte es tatsächlich nach dem 20. Dezember zu einer Öffnung kommen, müsste der Öffnungsrahmen mit den neuen Bedingungen deutlich früher festgelegt werden", so Niemeier.
Wir haben geliefert
Die Branche sieht sich durch das Infektionsgeschehen der letzten Wochen weiterhin darin bestätigt, dass Gastronomie und Hotellerie Teil der Lösung und nicht das Problem sind. "Wir sind geschlossen. Die Infektionszahlen hoch geblieben. Das heißt für uns, dass unsere Schutz- und Hygienemaßnahmen in den Betrieben den Rahmen für sicheres Ausgehen in Corona-Zeiten gesetzt und funktioniert haben. Wir haben geliefert", konstatiert Niemeier und verweist auf die massiven Anstrengungen, die die Branche unternommen hat, um das Infektionsgeschehen in den eigenen Betrieben geringst zu halten. Es existieren bis heute keine Zahlen darüber, dass das Gastgewerbe unter Einhaltung von Corona-Schutzmaßnahmen zu einem erhöhten Infektionsrisiko beigetragen habe. "Wir wollen im Lockdown nicht einfrieren, deshalb muss klar sein, unter welchen Bedingungen und zwar realistischen wir wieder öffnen können", so Niemeier. Weitere Einschränkungen lehnt der DEHOGA NRW ab. "Wir haben schon jetzt deutlich höhere Ausgaben bei deutlich geringeren Umsätzen. Eine weitere Reduzierung des Platzangebotes beispielsweise würde betriebswirtschaftliches Arbeiten unmöglich machen." Nach einer Erhebung des DEHOGA haben gastronomische Betriebe rund 40 Prozent ihrer Kapazitäten allein aufgrund der Abstandsregelungen verloren.
Innovationsklausel mit Leben füllen
Weiter fordert der DEHOGA NRW, die in der Coronaschutzverordnung aufgeführte Innovationsklausel endlich mit Leben zu füllen. "Heute sind zielgerichtet eingesetzte Luftreiniger in der Lage, das Übertragungsrisiko durch Aerosole in geschlossenen Räumen fast auf Null zu reduzieren. Auch wenn bereits jetzt das Ausgehen in Restaurants, Cafés und Kneipen sicher ist, könnten wir so unseren Gästen auf diese Weise noch mehr Sicherheit vermitteln. Das Thema Luftreinigung gehört für uns zu möglichen Öffnungsszenarien dazu", so Niemeier.
So ist die Lage
Das Gastgewerbe ist im neunten Monat der Corona-Pandemie weit von der Normalität des Vorjahres entfernt. Selbst im Oktober, vor dem neuerlichen Lockdown im November, fielen die Umsätze nach einer DEHOGA-Umfrage im Oktober im Schnitt um 47 Prozent niedriger aus als im Oktober 2019. Schaut man auf das gesamte Jahr ergeben sich folgende Zahlen: Nach IT NRW, dem nordrhein-westfälischen statistischen Landesamt, lagen die Umsätze zwischen Januar und September real mehr als 34 Prozent unter denen von 2019. Inbegriffen sind dabei die "normalen" ersten zehn Wochen des Jahres 2020. Das unterstreicht die weiterhin wirtschaftlich katastrophale Situation, in der sich das Gastgewerbe Corona-bedingt im Jahre 2020 befindet.