Der Druck auf das Gastgewerbe zwischen Rhein und Weser lässt nach zweieinhalb Jahren Corona-Pandemie nicht nach, auch wenn der angekündigte Ausschluss von Lockdowns mehr Planungssicherheit für kommenden Herbst und Winter verspricht. „Die Umsätze nähern sich nominal zwar dem Vor-Corona-Niveau an. Die massiven Kostensteigerungen, vor allen Dingen bei Gas, Strom und Lebensmitteln sowie die deutlich gestiegenen Löhne bedeuten aber real deutliche Einschnitte in den Betriebsergebnissen. Die Existenzsorgen wachsen wieder“, beschreibt Patrick Rothkopf, Präsident DEHOGA Nordrhein-Westfalen, die Lage im Gastgewerbe und verweist auf offizielle Zahlen von IT NRW und eigene Erhebungen des DEHOGA NRW (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband).
- Nach IT NRW stiegen die Umsätze im Vergleich zum Vorjahres-Juni und auch zum Vormonat Mai, allerdings lagen sie real – also unter Berücksichtigung der Preisentwicklung – immer noch signifikante 12,2 Prozent unter denen von Juni 2019. Das reale Umsatzminus in der ersten Jahreshälfte im Vergleich zu 2019 addiert sich auf hohe 22,2 Prozent!
- In einer Umfrage des DEHOGA* unter Gastronomen und Hoteliers in NRW zeigt sich das toxische Potenzial der Kostenexplosion, deren Ende nicht absehbar ist: So stiegen die durchschnittlichen Kosten für Gas im Juli gegenüber dem Juli des Vorjahres um 55 Prozent, für Strom um 42 Prozent, für Lebensmittel um 25 Prozent, für Personal um 18 Prozent und für Getränke um 16 Prozent.
„Deutlich höhere Kosten, preissensible Gäste, die unsichere Entwicklung: Das ist eine äußerst brisante Mischung. Vielleicht gibt es Ende des Jahres gar kein Gas mehr? Wie lange brennen Herde und Öfen noch? Die Verunsicherung in der Branche ist mit Händen zu greifen“, stellt Rothkopf fest und bezieht sich auf ein weiteres Umfrageergebnis, nach dem 62,7 Prozent der Befragten (sehr) starke Sorge haben, wegen der Gaskrise in Herbst/Winter den Betrieb zumindest stark einschränken zu müssen.
Energiesicherheit und Energiepreise im Fokus
Der DEHOGA NRW geht davon aus, dass der Staat das Gastgewerbe, wo nötig, unterstützen muss, damit Restaurants, Cafés, Discos, Caterer oder Hotels Herbst und Winter überleben. „Die letzten Jahre hat uns Corona zugesetzt, jetzt sind es die hohen Energiepreise, die die Betriebe nicht werden stemmen können“, bekräftigt Rothkopf. „Wir erwarten, dass der Staat alle Hebel in Bewegung setzt, die Energiesicherheit zu gewährleisten und dafür zu sorgen, dass Energie auch für Unternehmen bezahlbar bleibt.“
7% müssen bleiben
Zentral bleibt darüber hinaus die Forderung, die Fortdauer der reduzierten Mehrwertsteuer auf Speisen jetzt zu beschließen“, bekräftigt der DEHOGA-Präsident und appelliert dabei auch an die Landesregierung, die sich genau dafür im Koalitionsvertrag ausgesprochen hat: „Die Gastronomie steht unter extremem Kostendruck. Wir können die Preise nicht so anpassen, wie es notwendig wäre, ohne unsere Gäste zu überfordern, die ja auch mit Inflation und Unsicherheit konfrontiert sind. Wären ab Januar 2023 aber wieder 19 Prozent zu zahlen, hätte das katastrophale wirtschaftliche Auswirkungen für die Betriebe und würde die Inflation weiter beschleunigen. Dauerhafte sieben Prozent auf Speisen zeigen aber auch die Wertschätzung für die „öffentlichen Wohnzimmer‘ der Gesellschaft“. „Diese Maßnahme ist leider nicht allein die Lösung für alle existierenden Probleme: Sie ist „nur“ die erst einmal wichtigste Voraussetzung für eine vitale und überlebensfähige Gastronomie in NRW. Deshalb brauchen wir die Verlängerung - jetzt!“, so Rothkopf abschließend.
*An der Umfrage hatten sich Anfang August 352 Gastronomen und Hoteliers aus NRW beteiligt.