Die Corona-Krise und ihre Auswirkungen bleiben das bestimmende Thema in der Hotellerie zwischen Rhein und Weser. Nordrhein-Westfalen, das in den letzten Jahren in vielen Regionen besonders vom Geschäftsreisetourismus profitiert hat, wurde vom Wegfall von Messen, Tagungen, Sitzungen und den insgesamt stark zurückgegangenen geschäftlich bedingten Übernachtungen besonders hart getroffen. Das unterstreichen Zahlen von IT NRW, nach denen 2020 in den ersten sieben Monaten mehr als 52 Prozent weniger Gäste in nordrhein-westfälischen Beherbergungsbetrieben mit mehr als zehn Betten und Campingplätzen gezählt werden konnten als noch im Vorjahr. Im Juli sanken die Übernachtungen „nur“ um 35,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wobei Campingplätze im Gegensatz dazu sogar um 13,3 Prozent zulegen konnten. Bestätigt werden die besonders für die Hotellerie alarmierenden Zahlen von IT NRW durch eine DEHOGA-Umfrage, an der sich unter anderem 236 Beherbergungsbetriebe aus NRW beteiligt hatten. Die Hoteliers zwischen Rhein und Weser befürchten für das aktuelle Jahr Umsatzrückgänge im Vergleich zu 2019 von über 50 Prozent. „Vor allen Dingen die Stadt- und Business-Hotellerie steht bei uns im Land vor besonderen Herausforderungen, weil sie im Gegensatz zur Ferienhotellerie stark von einem funktionierenden Geschäftsreiseverkehr abhängt. Der ist trotz aller Lockerungen nicht mehr richtig angesprungen. Der Motor stottert, und auch die kommenden Monate, die normalerweise zu unseren umsatzstärksten gehören, machen wenig Hoffnung auf eine grundlegende Veränderung“, weiß Bernd Niemeier, Präsident des DEHOGA Nordrhein-Westfalen, selbst Inhaber eines vom Geschäftsreiseverkehr geprägten Hotels in Minden.
Pandemie Grund für Störung der Geschäftsgrundlage bei Pachten
Wegen der massiven Schwierigkeiten und einer drohenden Pleitewelle auch in der Hotellerie erneuert der Hotel- und Gaststättenverband in Nordrhein-Westfalen seine Forderungen an den Staat, angesichts der im wahrsten Sinne des Wortes pandemischen Auswirkungen der Corona-Krise auf die Beherbergungsbranche weitere Maßnahmen zu ergreifen. 69 Prozent der befragten Hoteliers gaben an, dass die gesetzlichen Liquiditätshilfen und Kreditprogramme nicht ausreichen, um die Betriebe sicher durch die Krise zu führen. „Wir brauchen einerseits direkte passgenaue Hilfen, darüber hinaus aber auch eine gesetzliche Klärung, dass die Pandemie und ihre Auswirkungen zu einer massiven Störung der Geschäftsgrundlage (§313 BGB) zwischen Verpächter und Pächter geführt haben und dass die Risikoverteilung deshalb angepasst werden muss. Wenn sie durch eine Pandemie nur 20 Prozent Auslastung verzeichnen, aber die gleiche Pacht wie bei normalen 70-80 Prozent zu zahlen haben, bedarf es einer Korrektur. Der Verpächter ist für diese Situation genauso viel und genauso wenig verantwortlich wie der Pächter. Das Risiko kann nicht als unternehmerisches Risiko abgetan und muss deshalb zwischen den Parteien fair verteilt werden. Das gilt im Übrigen nicht nur für Beherbergungs-, sondern auch für betroffene gastronomische Betriebe“, so Niemeier.
Jetzt Tourismus ankurbeln
An das Land NRW gerichtet fordert das gesamte Gastgewerbe zudem weitere finanzielle Anstrengungen, um die Potenziale des privaten Tourismus im bevölkerungsreichsten Bundesland auch in den Städten zu heben. „Wir gehen davon aus, dass der Inlandstourismus auch nach Corona eine deutlich höhere Relevanz haben wird als davor. Unser Beherbergungs- und Gastronomieangebot ist bereits großartig, wir haben spannende und attraktive (Kultur)landschaften. Damit dieser Trend nicht an uns spurlos vorüberzieht, brauchen wir mehr Aufmerksamkeit für unsere Potenziale. Mehr Aufmerksamkeit bedeutet eine bessere Vermarktung, also mehr finanzielle Mittel für den Tourismus in NRW“, fordert Niemeier.