NRW-Tourismus: Mehr als 18 Millionen Gäste in ersten neun Monaten: Tourismusboom verschärft Arbeitskräftemangel

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Immer mehr Gäste finden den Weg nach Nordrhein-Westfalen. Die erfreuliche Nachricht bedeutet für das Gastgewerbe eine große Herausforderung: Freie Stellen besetzen. Der DEHOGA fordert deshalb bessere Rahmenbedingungen für Branche.

Arbeitskräfte – Davon können Gastronomie und Hotellerie in ganz Deutschland, aber auch in Nordrhein-Westfalen viele gut gebrauchen. „Mehr als die Hälfte unserer Betriebe sucht händeringend Fachkräfte im Restaurant oder in der Küche, aber auch neue Aushilfen und Auszubildende“, weiß Bernd Niemeier, Präsident des DEHOGA Nordrhein-Westfalen. Welche Brisanz in dem Thema steckt, zeigte sich im Rahmen der DEHOGA-Konjunkturumfrage bei der Frage nach aktuellen Problembereichen in der Branche. Am meisten „geklickt“ – von 58,3 Prozent der Gastronomen und 67,4 Prozent der Hoteliers zwischen Rhein und Weser wurde das Thema „Mitarbeitergewinnung“. Zudem meldeten 60,9 Prozent der Hoteliers und 57,8 Prozent der Gastronomen offene Stellen, die sie zurzeit nicht besetzen können. „Der Arbeitsmarkt ist wie leergefegt“, stellt Bernd Niemeier fest. Gründe dafür gibt es viele: Der erfreuliche Tourismusboom der vergangenen Jahre, der bis heute anhält, hat dazu geführt, dass zwischen 2009 und 2019 die Zahl der Beschäftigten im nordrhein-westfälischen Gastgewerbe von rund 310.000 auf über 400.000 gestiegen ist. Mit 183.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wurde ebenfalls ein Rekord aufgestellt. Zum anderen ist der Wettbewerb um „gute Hände und Köpfe“ bei weniger Schulabgängern und zunehmender Akademisierung Branchen-übergreifend sehr intensiv geworden.  

Minijobs auf 550 Euro und flexiblere Arbeitszeiten
Deshalb fordert die Branche verbesserte Rahmenbedingungen, die Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Gästen zugute kommen würden. Dazu gehört die Einführung einer Wochenhöchstarbeitszeit, wie sie die Europäische Arbeitszeitrichtlinie vorsieht sowie die stetige Anpassung der 450 Euro-Grenze für Aushilfen. „Wenn die Einstiegslöhne kontinuierlich steigen, der 450-Euro-Deckel aber nicht angepasst wird, heißt das für die Praxis den Entzug von Arbeitszeit, die nicht ausgeglichen werden kann. Der Kuchen wird also immer kleiner. Wir brauchen mindestens eine Erhöhung auf 550 Euro auch im Interesse der Aushilfen selbst, die gerne mehr verdienen möchten, ohne die 450 Euro-Grenze zu überschreiten“, unterstreicht Bernd Niemeier. Diese Höhe hatte auch die CDU auf ihrem Bundesparteitag beschlossen.

Reduzierte Mehrwertsteuer für jede Art von Essen gefordert
Der DEHOGA fordert zudem einen faireren Wettbewerb zwischen allen Branchen, die Lebensmittel verarbeiten. Dazu gehört zum Beispiel die Reduzierung der Mehrwertsteuer für jede Art von Essen: „Das Essen im Restaurant muss genauso besteuert werden, wie das in der Bäckerei oder im Supermarkt, und es sollte egal sein, ob man im Stehen oder im Sitzen isst. Eine Anpassung würde uns neben Investitionen in die Betriebe auch die Möglichkeit einer besseren Entlohnung für unsere Beschäftigten eröffnen“, so Bernd Niemeier.

Vielfältigkeit der Gastronomie in Gefahr
Der DEHOGA befürchtet den Verlust der Vielfältigkeit der Gastronomie-Landschaft, vor allen Dingen auf dem Land. „Wenn wir die offenen Stellen nicht mehr besetzen können, die Prozessoptimierungen abgeschlossen und die Speisekarten ausgedünnt sind, wird es schwierig, weiterhin ein guter Gastgeber zu sein. Die Zahl der Ruhetage wird steigen, die der Schließungen zunehmen, unsere Gaststättenkultur gerät in Gefahr. Und das wäre sehr schade“, so Bernd Niemeier abschließend.

Ansprechpartner: Thorsten Hellwig, Pressesprecher