Auch im vergangenen Jahr konnte sich der Tourismus in Nordrhein-Westfalen und mit ihm sein wichtigster Leistungsträger - das Gastgewerbe - über neue Rekordzahlen freuen. Nach Zahlen von IT NRW, dem statistischen Landesamt des bevölkerungsreichsten Bundeslandes, übernachteten rund 24,3 Millionen Gäste 53,3 Millionen Mal in den Beherbergungsbetrieben mit mehr als zehn Betten und auf den Campingplätzen zwischen Aachen und Minden. Das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um 2,6 Prozent bei Ankünften wie Übernachtungen. „NRW als Gastgeberland ist so beliebt wie nie und liegt als Tagungs- und Kongressstandort weiter im Trend. Unsere Hotels, Garnis und Pensionen überzeugen mit ihrer Produkt- und Servicequalität und punkten mit einem im internationalen Vergleich überzeugenden Preis-Leistungs-Verhältnis. Von mehr Gästen in Städten und auf dem Land profitiert zudem auch die Gastronomie“, betont Bernd Niemeier, Präsident des DEHOGA Nordrhein-Westfalen.
Aber es gibt auch Schattenseiten des Übernachtungsbooms. Während die Zahl der Bettenkapazitäten seit Jahren wächst, nimmt die Zahl der Betriebe kontinuierlich ab. Der Markt hat sich hin zu (auch neuen) Hotels mit mehr Zimmern und Betten zulasten von kleineren inhabergeführten Betrieben verschoben. „Dadurch wird es vielerorts schwieriger, angemessene Preise bei einer gleichzeitig ordentlichen Belegung zu erreichen. Der Wettbewerb ist insgesamt sehr intensiv und herausfordernd geworden, gerade für kleinere Hotels. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht“, glaubt Bernd Niemeier, selbst Inhaber eines Hotels in Minden.
Neben den Herausforderungen des Marktes leidet die Hotellerie unter Arbeits- und Fachkräftemangel, weiter steigenden Betriebskosten und zunehmender Bürokratie. Mit Blick auf die wachsenden Belastungen fordert der DEHOGA konsequenten Bürokratieabbau, eine Reform des lebensfremden Arbeitszeitgesetzes und sieben Prozent Mehrwertsteuer für Essen, egal wo und wie. „Wenn wir weiter eine lebendige Hotellandschaft in Nordrhein-Westfalen möchten, die aus inhabergeführten Betrieben und Betrieben nationaler wie internationaler Ketten besteht, brauchen wir weniger Bürokratie, flexiblere Arbeitszeitregelungen, aber auch einen fairen Wettbewerb mit „neuen“ Gastgebern, die sich auf Plattformen wie Airbnb tummeln“, so Niemeier.
Noch nicht abzusehen ist, wie sich der Tourismus in Nordrhein-Westfalen, der auch stark vom internationalen Messegeschäft geprägt ist, durch die Auswirkungen des Corona-Virus betroffen sein wird. „Wir verfolgen die Entwicklung natürlich, sind zum jetzigen Zeitpunkt aber noch vorsichtig optimistisch, dass es den Tourismus bei uns nicht nachhaltig beeinträchtigten wird“, so Niemeier abschließend.