Anlässlich des Treffens des nordrhein-westfälischen Kabinetts, das morgen stattfinden soll und dem anschließenden Austausch zwischen Ministerpräsidenten Armin Laschet und den Landräten und Oberbürgermeistern unterstreicht der DEHOGA NRW (Hotel- und Gaststättenverband) seine Unterstützung sinnvoller Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, fordert aber gleichzeitig ein grundsätzliches Umdenken in Bezug auf alle Corona-Schutzmaßnahmen. „Wir wissen, dass wegen der Pandemie viel auf dem Spiel steht, und keiner will einen zweiten Lockdown. Aber alle Maßnahmen – die alten wie die neu angedachten – müssen auf den Prüfstand, ob sie das Ziel, das Infektionsgeschehen positiv und signifikant zu beeinflussen, überhaupt erreichen können. Maßnahmen, die dabei nicht helfen, dürfen erst gar nicht eingeführt oder müssen wieder abgeschafft werden. Vor allen Dingen, wenn sie schwerwiegende wirtschaftliche Folgen haben. Ein Weiter-so mit alten Rezepten reicht nicht“, fordert Bernd Niemeier, Präsident des DEHOGA Nordrhein-Westfalen. Die Vertreter von Gastronomen und Hoteliers verweisen dabei auf eine Studie des RKI, wonach das professionelle Gastgewerbe mit Hotels, Restaurants, Gaststätten, Cafés und Kneipen aufgrund strenger Coronaschutzvorschriften äußerst wenig zum Infektionsgeschehen beigetragen hat. Ausnahmen und einzelne Ausreißer bestätigen die Regel. „Einzelne „Großveranstaltungen“ außerhalb der klassischen Gastronomie dürfen nicht zum Maßstab für die gesamte Branche werden“, macht Niemeier deutlich. Nach einer deutschlandweiten Studie des Robert-Koch-Institut waren es von 55.000 untersuchten Covid-19-Fällen zwischen Februar bis Mitte Juli gerade einmal nur 1,6 Prozent, die zurück auf Gastronomie und Hotellerie zurückzuführen waren.
Sperrzeiten - kontraproduktiv
Vor diesem Hintergrund lehnt der DEHOGA Nordrhein-Westfalen unter anderem Sperrzeiten ab. „Wozu führen denn solche Sperrzeiten? Entweder stehen bei Erreichen der Sperrzeit alle Gäste auf der Straße. Konzentration statt Entzerrung wäre eine Folge. Oder die, die ausgehen wollten, treffen sich direkt privat – ohne jegliche Corona-Schutzmaßnahmen oder die soziale Kontrolle, die es in der Gastronomie gibt. Die betroffenen Betriebe, die zudem eine Minderheit ausmachen, wären besonders hart getroffen, das Infektionsgeschehen würde nicht verändert“, stellt Niemeier fest. Ähnliche Verlagerungen ins "Private" befürchtet die Branche auch wegen des Verbots von bestimmten Veranstaltungen und der Reduzierung von Gruppengrößen, die an einem Tisch sitzen dürfen.
NRW gutes Beispiel bei Beherbergungsverbot
Als positives Beispiel im Umgang mit Corona-Maßnahmen verweist der DEHOGA NRW auf das nicht eingeführte Beherbergungsverbot in Nordrhein-Westfalen. „Wenn selbst das RKI bestätigt, dass die Regelungen zum Beherbergungsverbot keine Wirkung entfalten, ist nicht nachzuvollziehen, dass es nicht ersatzlos gestrichen wurde. Dieser Unsinn hat zu Zehntausenden von Stornierungen in Deutschland und massiven Umsatzausfällen in Pensionen und Hotels geführt. Zum Glück räumen die Gerichte wie jetzt in Baden-Württemberg oder Niedersachsen damit auf. NRW ist mit gutem Beispiel vorangegangen. Wir wünschen uns, dass das auch bei anderen Maßnahmen bleibt“, hofft Bernd Niemeier.
Neu, einfach, zielgerichtet - für mehr Akzeptanz
Oben auf der Agenda von Hoteliers und Gastronomen stehen zudem einfache und nachvollziehbare Regelungen. „Eines der größten Probleme der Corona-Maßnahmen besteht darin, dass sie verunsichern – Bürger, Abgeordnete, Ordnungsämter, Gäste und Unternehmer. Aufgrund der kurzen Halbwertzeiten, der komplizierten und immer neuen Regelungen wissen immer weniger, was gilt, nicht nur das Gastgewerbe betreffend. Zudem stammen viele Regelungen noch aus der „Corona-Anfangszeit“ und sind mittlerweile wissenschaftlich überholt. Decken müssen zum Beispiel nach jedem Gastgebrauch gereinigt werden. Das alles führt zu weniger Akzeptanz, die wir insgesamt brauchen, um das Infektionsgeschehen vor allen Dingen außerhalb des Gastgewerbes positiv zu beeinflussen“, stellt Niemeier abschließend fest.